Familienstellen

 

Die Methode, seelische Beziehungen eines Klienten räumlich über das Aufstellen sichtbar zu machen, wurde schon im Psychodrama von J.L. Moreno verwendet. Virginia Satir entwickelte die Methode der Familienskulptur, um Familiengeschichten zu klären. Bert Hellinger entwickelte daraus sein Familienstellen, das er um hilfreiche, psychotherapeutische Methoden, familiäre Ordnungen und wesentliche, auf unmittelbare Erfahrung und Einsicht zielende Interventionen erweiterte.

 

Der Grundvorgang ist ganz einfach. Der Therapeut bittet den Klienten, Personen, die für sein Anliegen wichtig sind, in Beziehung zueinander aufzustellen. Das können die Eltern sein, er selbst oder ein Symptom. Der Klient wählt aus der Gruppe Stellvertreter aus und positioniert sie im Raum, ohne Kommentare dazu abzugeben. Er soll dies aus dem Gefühl heraus tun, ohne an eine bestimmte Zeit im Leben zu denken oder sich bestimmten Vorstellungen an Szenen hinzugeben. Er lässt sich einfach von einer Art generellem Impuls und einer liebevollen offenen Art leiten. Analog zu Personen können im 2er Setting auch Figuren aufgestellt werden.

 

Oft erbittet der Therapeut vor Beginn der Aufstellung Informationen zur Geschichte der Familie, damit er ein Gefühl für ihr seelisches Gewicht erhält und weiß, mit welchen Personen er die Aufstellung beginnt. Durch diese wesentlichen Informationen bekommt die Aufstellung meist erst den Impuls für ihre Durchführung. Im Verlauf der Aufstellung leitet das Gefühlte der Stellvertreter die Aufstellung meist mehr als die Informationen des Klienten.

 

Sind die Stellvertreter aufgestellt, bittet der Therapeut die Stellvertreter mitzuteilen, was sie fühlen, oder die Stellvertreter drücken ihr Gefühl durch Bewegungsimpulse aus.

Auf diese Weise wird das seelische Wissen des Klienten von seiner Familie und den in ihr wirkenden Kräften sichtbar und erlebbar für ihn selbst, den Therapeuten und alle anderen Personen in der Gruppe.

Über das Aufdecken der seelischen Dynamik einer Familie führt der Therapeut zu einem lösenden, erleichternden Ende, dem Lösungsbild. Stockt dieser Prozess greift der Therapeut ein, indem er aufgrund der zuvor erhobenen Informatioen weitere Personen aus der Familie dazustellen lässt oder weitere Informationen erfragt und die Aufstellung, um die für die Lösung wesentlichen Personen erweitert.

Die Aufstellung kommt zur Ruhe, wenn die jeweiligen Familienmitglieder über die Schicksaldynamik hinaus mit Achtung und Liebe wieder zusammenfinden, ausgeklammerte Personen integriert sind und jeder dem ihm gemäßen Platz einnehmen kann.

Am Ende wird der Klient häufig selbst in die Aufstellung gestellt, um an seinem Platz das versöhnte und neu geordnete System zu spüren. Oft werden zwischen den Beteiligten lösende Sätze gesprochen oder eine Verneigung vollzogen, damit dem Klienten klar wird, was ihn im System bindet  und was ihn löst.

 

Der Vorteil von Familienaufstellungen ist die universelle Einsetzbarkeit. Egal ob es sich um schwierige Beziehungen in der Familie, belastende Gefühle oder um Körpersymptome handelt, eine Aufstellung kann weiterhelfen. Ein weiterer Vorteil ist, dass man in sehr kurzer Zeit, eine große seelische Tiefe erreicht und Lösungen findet, die für den Verstand oft überraschend und für die Seele stimmig sind. Aus meiner Sicht leistet das keine andere Methode. 

Ein Nachteil kann sein, dass der Klient sich scheut, in einer Gruppe allzu viel von seiner Familie preis zu geben. Dann bietet sich eine Aufstellung mit Figuren an, die zwar etwas weniger Tiefe erreicht und mehr Wissen des Klienten über seine Familie erfordert, aber zu zweit durchgeführt werden kann.